Popis

Auf barocken Spuren Sie hatte etwas feines, filigranes, diese Form, wie sie sich so in sich hineinrollte. Sie war stets unterschiedlich, nie mit einer anderen ihrer Art zu vergleichen, aber trotzdem immer wiedererkennbar. Ihr Facettenreichtum kannte keine Grenzen: Ich fand sie in der Natur, in der Architektur, in der Handwerkskunst und in der Musik. Die Volute, sie wies mir den Weg durch diesen Ort, der sich als vielfältiges Kleinod präsentierte. Ich war durch Wiesen und Wälder gewandert, vorbei an Mooren und Seen, als dann Kißlegg vor mir auftauchte, eingebettet in dieses wunderschöne Landschaftsensemble. Schon im Grünen hatte ich sie entdeckt, die Volute, wie sie aus dem Farn hervorwuchs: mal kleiner, mal größer, mal eng geschwungen, mal weiter. Nun aber stand ich in dem Ort, in dem sich Barock und Rokoko die Hand gaben. Es fiel mir nicht schwer, dem Weg der Volute weiter zu folgen. Sie zeigte sich mir an und in den vielen prächtigen Bauwerken, vom Schloss bis zur Kirche. Mal draußen in der Fassade, dann wieder im Innern in Malereien und Stuck. An Säulen, Giebeln und Kapitellen, ja sogar an schmiedeeisernen Toren fand ich ihre Spuren, fein herausgearbeitet von begabten Handwerkshänden. Ich war fasziniert von dem verspielten Lebensgefühl vergangener Zeiten. In diesem Ort hatte es die Tage überdauert, es war noch immer spürbar. Hinter den barocken Mauern wurde weiter Kunst geschaffen, Kreativität gelebt, dem Verspielten der Raum zur Entfaltung gelassen. Unter den Augen der Voluten entstanden neue Kunstwerke, die sich in das Ensemble des Ortes einreihten. Ein wahrhaft gelungenes Ensemble, gleich einer perfekten musikalischen Komposition, dachte ich bei mir. Sie begann mit dem Bassschlüssel, der Volute und ihrer Exposition in der Natur. Die Durchführung fand sich dann in der barocken Pracht der Architektur, die Reprise in dem, was heute an Kunst entstand. Und so wurde die Sonate Kißleggs zu einem perfekten Klangbild.