Kulturwanderweg Scharnitz Auf insgesamt 12 Tafeln werden im Ortsgebiet Scharnitz verschiedene Stationen beschrieben. Für einen Rundgang empfiehlt es sich, an den ehemaligen Grenzgebäuden bei Station 1 zu beginnen. Station 1/ Die Grenze 1766 schlossen Kaiserin Maria Theresia und Bischof Clemens von Freising den „Karwendelvertrag“, auf den die heutige Grenzziehung zurück geht . Im Wesentlichen entspricht diese Grenze dem heutigen Verlauf, der 1975 im Staatsvertrag zwischen Österreich und Deutschland nach entsprechender Vermessung bestätigt wurde. Nach dem EU-Beitritt Österreichs 1995 werden die Zollämter 1998 geschlossen. Station 2/ Die Alte Burg Das neu renovierte Gebäude war früher das Zeughaus und die Kommandozentrale der Festung Porta Claudia. Es beherbergte Waffen und Rüstungsgegenstände, die beim Kampf an der Porta Claudia zum Einsatz kamen. Auf der Höhe diese Gebäudes wurde die Grenzwache errichtet, später kamen Zollgebäude links und rechts der Straße hinzu. Nach der Schließung der Zollgebäude wurden diese zusammen mit der Alten Burg verkauft. Station 3/ Das Ballenhaus Der Name „Ballenhaus“ kommt von den schweren Ballen, die mit Fuhrwerken transportiert wurden. In diesem Lagerhaus wurden die Waren der Fuhrleute untergebracht. Seit der Römerzeit ist die Straße durch Scharnitz eine wichtige Handelsroute im Nord-Süd-Verkehr. In seiner ursprünglichen Form gibt es das Ballenhaus nicht mehr. Überreste der Mauern können jedoch besichtigt werden. Station 4/ Der Bahnhof Die Mittenwald-Bahn wird im Jahr 1912 fertig gestellt und eröffnet. Mit dem Anschluss an das internationale Bahnnetz eröffneten sich für Scharnitz und die Region neue Möglichkeiten durch den Tourismus. Als einziger Bahnhof der Mittenwald-Bahn hatte Scharnitz einen Bahnhofsvorstand. Untergebracht waren u.a. eine Postkanzlei und die Zollwache. Auch Betriebe, wie die Sägewerke, profitierten durch die Bahnstrecke. Station 5/ Die Alte Mühle Die Alte Mühle hat ihren Namen von einer Kornmühle, die dort untergebracht war. Hinter der Mühle verlief ein kleiner Mühlbach. Als die benachbarte Schmiede, in der u.a. Waffen für die Porta-Claudia-Soldaten hergestellt wurden, aufgelassen wurde, kam es 1921 zu einem Eigentums-Tausch und die Mühle wurde in eine kleine Schmiede umfunktioniert. 1973 stirbt der letzte Schmiedemeister. Heute ist die Mühle ein Restaurant. Station 6/ Der Inrain Der Name „Inrain“ stammt von den Häusern, die sich „im Rain“ befinden. Er taucht 1819 erstmals urkundlich auf. Bis 1766 gehörte der Inrain zum Fürstbistum Freising, dann kam das Gebiet zu Tirol. Bis zur Säkularisierung 1803 verfügte das Fürstbistum weiterhin über zahlreiche Grundherrenrechte. Heute ist der Inrain eine Agrargemeinschaft, deren Eigentumsrechte bereits 1851 im Grundbuch eingetragen wurden. Station 7/ Die Isarbrücke Die Brücke über die Isar markierte bis 1766 die Grenze zwischen Tirol und dem Fürstbistum Freising, ab 1611 gab es das erste Grenzwachhäuschen mit Schranke. Die ursprüngliche Holzbrücke wird 1909 durch eine eiserne Bogenbrücke ersetzt und gleichzeitig Straße und Brücke aus Gründen des Hochwasserschutzes angehoben. Durch den Ausbau der Bundesstraße B-177 wird sie durch die heutige Brücke ersetzt. Station 8/ Der Goldene Adler 1473 wird dem Pfleger der Burg Schlossberg vom Tiroler Landesfürsten der Hof an der Isarbrücke als Lehen gegeben. 1675 wird der Hof zu einer Wirtstaverne umgebaut. Der Goldene Adler, ausgestattet mit Fremdenzimmern, diente auch als Station für Postkutschen, die bis zur Inbetriebnahme der Mittenwaldbahn 1912 regelmäßig zwischen Mittenwald und Zirl unterwegs waren. Station 9/ Die Kirche 1630 wurde zunächst eine Kapelle, 1776 ein Spitzturm dazu errichtet. 1796 wird die Kirche anstelle der zu klein gewordenen Kapelle erbaut. Napoleonische Truppen plündern 1809 die Kirche und stecken sie in Brand. Ein neues Gotteshaus in gotischem Stil wird errichtet, 1893 brennt die Kirche jedoch bei einem Großbrand wieder ab. Der Wiederaufbau dauert von 1894 bis 1896, 1954 und 1982 wird sie renoviert. Station 10/ Das Kloster 1897 wird das Haus neben der Kirche von Regina Haag als „Erziehungsanstalt für arme Mädchen bis zum 14. Lebensjahr“ gestiftet. Geführt wird das Mädchenheim mit eigener Schule von den Benediktinerinnen des Klosters Melchtal (CH), die am 02.10.1897 nach Scharnitz kamen. 1950 bis 1971 betrieb das Kloster eine eigene Volksschule für Mädchen, 1971 bis 2011 eine Privathauptschule („Benediktinum“) mit Internat. Station 11/ Der Kalvarienberg Nachdem die Porta Claudia zum Großteil abgetragen wurde, werden 1805-09 fünf gemauerte Kapellen an einem schmalen Steig errichtet und am Standort des ehemaligen Fort St. Nikolo das Holzkruzifix der XII. Station. 1898 wird die dazugehörige Kapelle erbaut und das Kreuz ersetzt. 1900 bis 1930 werden die Kapelle der XIV. Station und weitere Kreuzwegstationen errichtet. Die Bilder werden 1982 und 2014 ersetzt. Station 12/ Die Porta Claudia 1633 wird unter Landesfürstin Claudia de Medici eine neue Schanze als Wehreinrichtung errichtet.1645 werden unvollständige Teile der Wehranlage gebaut und ein zweites Tor gebaut. 1703 wird die Anlage während des „Bayerischen Rummels“ überrannt, aber wieder hergestellt und ab 1766 weiter ausgebaut 1805 wird die „Porta Claudia“ zum zweiten Mal eingenommen und 1809 auf Anordnung der Franzosen geschliffen.