Von unten her werden sie den Reißkofel wahrscheinlich schon oft betrachtet haben. Respektvoll und mit dem geheimen Wunsch, einmal auf seinem Gipfel zu stehen. Wenn sie alpine Erfahrung haben, schwindelfrei und einigermaßen bei guter Kondition sind, dann gönnen sie sich das Erlebnis. Lassen sie sich vom „König der Gailtaler Alpen“ in seinen Bann ziehen. Sie werden sehen, die Mühe lohnt sich. Von alters her hat dieser Berg naturgemäß das Gemüt und die Fantasie der Talbewohner anregen können. In alten Sagen ist immer wieder von einer antiken Stadt Risa die Rede, welche am Reißkofel lag und ihm den Namen gegeben haben soll. Aber das ist eine andere, eigene Geschichte. Oder entstammt die Bezeichnung „Reiß-, Reis“ doch jener Wurzel, nach der die wandernden Landsknechte seinerzeit „Reisige“ genannt wurden, oder nach welcher eine rutschgefährliche Geröllhalde Sand-, Schuttreise oder –riese genannt wurde. Fragen über Fragen. Jedenfalls ist der Reißkofel ein ungemein brüchiger, stets mit Muren und Steinschlag drohender Berg. Wasser spielt eine große Rolle in seinem Millionen Jahre alten Dasein. Und auch seine wundertätigen Schwefelquellen könnten ihre Geschichten aus guten alten Zeiten erzählen.