Leírás

Spannungsmomente Auf dem Weg in die Stadt hinein waren sie mir schon aufgefallen, die vielen Türme, die sich stolz über den Dächern erhoben. Sie wuchsen hervor aus Kirchen, Mauern und Toren und wachten über das im Mittelalter gewachsene Oval der Stadt. Ich konnte mir gut vorstellen, wie ihre starke Erscheinung einst das Leben hinter den Stadtmauern geschützt hatte. Heute erschienen sie mir allerdings mehr wie die Schlüssel zu einer anderen Welt, die sie bewachten. Und so ließ ich die Welt des Draußens, aus der ich gekommen war, hinter mir. Das grüne, üppige Hügelland mit seinen Wiesen, Mooren und Wäldern, es reichte bis zur Stadtmauer. Dort wandelte es sich jäh um in das geschäftige Treiben der Straßen und Gassen, das tief hinein in das Innere der Stadt zog. Ich war fasziniert von der Atmosphäre, die mich empfing. Ich merkte sofort, die Türme, Kirchen, Tore, Straßen und Plätze – sie hatten eine Menge zu erzählen. Es waren Geschichten der Gegensätze, die sich hier auftaten. Alles begann mit einem Kloster, um das sich die Menschen ansiedelten. Es folgte das Stadtrecht. Die wirtschaftlich und politisch aufstrebende Stadt musste allerdings nochmals den Grundherrn wechseln, bevor es ihr gelang, sich auszulösen. Im 14. Jahrhundert kauften sich die Bürger frei und Isny wurde zur Freien Reichsstadt, losgelöst auch vom Kloster. Doch die räumliche Nähe zwischen den zwei Polen Kloster und Stadt und zu den mächtigen Nachbarn, den Adelsgeschlechtern von Waldburg und Montfort, sie sollte noch zu manchen Zwistigkeiten führen. Stadtluft macht frei, dachte ich bei mir und atmete tief durch. Es wunderte mich nicht, dass die Reformation mit ihrem Gedankengut in dieser Atmosphäre auf fruchtbaren Boden stieß. Bald standen sich die katholische und die evangelische Kirche gegenüber, so nah, dass ich heute beide Bauwerke vom selben Standpunkt aus bewundern konnte. Ich bewunderte diese Stadt, die doch trotz aller Gegensätze, trotz aller Auseinandersetzungen zu einer starken Einheit gewachsen war, die die Jahrhunderte überdauert hatte. Die mir heute Plätze voller Energie und Lebensfreude zeigte und damit den Nährboden für neue Ideen und Begegnungen schuf.