Die Sage von der weißen und blauen Frau vom Zachhof Ober dem Dorf Dienten, nahe den Wänden des Hochkönigs, liegt der Zachhof. Hier lebte vor vielen hundert Jahren der Ritter Wolfgang von Zach. Er hatte zwei Töchter, eine davon war blind. Als der Ritter Wolfgang Zach verstarb, hinterließ er den Töchtern einen Schatz, den sich die beiden teilen sollten. Die Sehende stellte zu diesem Zweck zwei Gefäße auf den Tisch, wie sie zum Messen des Getreides verwendet werden und die man Metzen nennt. Abwechselnd ließ sie einmal in den einen und dann wieder in den anderen Kornmetzen ein Goldstück fallen, und die Blinde horchte begierig diesem Klang. Von Zeit zu Zeit jedoch tastete sie in ihrem Gefäß nach der Höhe des Goldhaufens. Aber die sehende Schwester hatte eine böse List ersonnen! Sie stellte den Metzen der Schwester verkehrt auf, so dass das Gold bald den niederen Rand des Bodens füllte! Lange Zeit merkte die Blinde nichts von dem Betrug, zuletzt aber kam sie doch dahinter. Da hob zwischen den beiden Schwestern ein wildes Ringen an, das nicht eher endete, bevor nicht beide tot zu Boden sanken. Seit dieser Zeit ist es auf dem Zachhof nicht mehr geheuer, die beiden Schwestern gehen dort als Geister um und bewachen ihre Schätze. Wer reinen Herzens und ohne Sünde ist, der kann der Weißen und der Blauen Frau einmal im Jahre begegnen. Er muss in der Christnacht allein im Haus sein, dann steigt genau um die Mitternachtsstunde die Blaue Frau vom Keller hinauf ins Unterdach, und ihre weiße Schwester wechselt mit ihr und wandert von oben in den tiefen Keller. Die beiden zeigen dann dem, der ihrer ansichtig wird, die Stelle im Haus, an der ihre Schätze versteckt liegen. Bis heute ist es noch keinem Menschen gelungen, alle Bedingungen zu erfüllen; entweder war er unreinen Herzens, oder er hatte die rechte Zeit versäumt. So müssen die Weiße und die Blaue Frau noch immer unerlöst auf dem Zachhof umgehen, und ihre Schätze blieben bis zur Stunde ungehoben.